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Politik Intro

Wie ich zur Politik kam

«Miguel» Marguerite MisteliMein Vater kam aus einer Solothurner FdP-Familie und meine Mutter aus einer Luzerner CVP-Familie. Dies wurde zu jener Zeit als „Misch“ehe betrachtet. Damit sind wir Kinder zu Hause mit zwei Zeitungen aufgewachsen, der „Solothurner Zeitung“ und dem „Vaterland“. Oft hatte in Diskussionen meine Mama die besseren Argumente und mein Vater ging so wählen, wie sie das zusammen diskutiert hatten. Von meiner Mutter hatte ich, obwohl sie eine selbstbewusste Frau war, nie gehört, dass sie unzufrieden war, weil sie selbst nicht stimmen und wählen konnte.

Entscheidend für meine spätere (gesellschafts)politische Karriere waren zwei Elemente:

  • Wir waren als Kinder früh mit Afrika bekannt geworden. Neben dem obligaten Geldstück in ein Kasse in der Kirche legen, auf der ein schwarzes Kind (Negerli) mit dem Kopf zum Dank nickte, kamen bei uns auch Missionare zu Besuch. Uns Kinder animierten diese, dass wir später einmal ebenfalls nach Afrika kommen sollten. Ich jedenfalls war damals stark beeindruckt.

  • Meine Mama liess mich als wildes Mädchen voll gewähren. Ich durfte alles genau zu machen wie meine drei Brüder nach mir: Fussball spielen, auf die Bäume klettern, alleine im Wald herumstreifen usw. Die Erziehung zur (Haus)frau hätte nach vierzehn begonnen. Durch ihren frühzeitigen Tod bekam mein und das Leben meiner Geschwister eine andere Wende. Auch als mein Vater nach drei Jahren starb, blieben wir als Kindergruppe zusammen.

Als Älteste wurde ich damit ohne grosse Umstände zu einer Art Sprecherin der Kindergruppe und lernte damit von der Pike aus unsere Anliegen zu vertreten.

Auch in der Oberrealklasse an der Kantonsschule Solothurn war ich, obwohl eines der beiden Mädchen von total 18 Mitschülern, bald einmal die Klassensprecherin. Zwar zeigte uns der Professor für Geschichte immer wieder anhand von Beispielen, wie „die Politik doch ein Drecksgeschäft sei“. Doch war damit mein politisches Engagement in seinen Grundzügen vorgegeben.

Mein Leitsatz für meine politische Karriere war und ist immer noch: In einem Parlament zu politisieren macht nur Sinn, wenn frau ihre politischen Überlegungen in anderen Wirtschafts- und Arbeitsmodellen versucht umzusetzen und sich gleichzeitig zivilgesellschaftlich engagiert. Dieser hatte sich schon bald nicht nur auf die Schweiz beschränkt. Es gab eine Zeit, da wollte ich nach Chile auswandern. Inzwischen habe ich in fünf verschiedenen Ländern gelebt und gearbeitet: Mocambique, Südafrika, Mazedonien, Serbien und Kuba, mehr als die Hälfte davon als Freiwillige auf einer Solidaritätsbasis.



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